DVD Im Rausch der Macht III
DVD Hitlerdiktatur und Zweiter Weltkrieg
Autor: Franz Watzl
Erschienen am: 01. October 2013
Inhalt:
- Die nationalsozialistische Diktatur 1933-1938
- Der 2. Weltkrieg I (1939-1943) - Vom Kriegsbeginn zur Wende
- Der 2. Weltkrieg II (1943-1945) - Die Niederlage der Achsenmächte
- Präsentationsfilm
- 38 Folienbilder zur Präsentation für Beamer, PC ...
- 267 Arbeitsmaterialien für Schüler mit Leitfragen & Arbeitsaufträgen (können bearbeitet und verändert werden)
- meth.-didaktische Hinweise für Lehrer
Die meisten unserer Entscheidungen sind vom Gefühl, von Emotionen geprägt - sie sind "Bauchentscheidungen". Der Kopf, der Sitz des Verstandes, spielt im Regelfalle eine untergeordnete Rolle. Die Tatsache ist allerdings nicht unumstritten. Wir neigen dazu, unseren Intellekt wesentlich wichtiger einzuschätzen als unsere Gefühlswelt, schließlich ist es ja wohl das, was uns vom Tier, vom Instinktwesen, fundamental unterscheidet. Vor diesem Hintergrund beunruhigen uns die Bilder, auch die Filmsequenzen, Zeitungsberichte und Primärquellen aller Art, die uns aus jenen - gar nicht so weit zurückliegenden Tagen der Hitlerdiktatur erhalten geblieben sind. Wir sehen Massenveranstaltungen und Menschen, die sich der Wirkung der Inszenierungen nicht entziehen können. Alte Wochenschauen zeigen Jugendliche, Frauen aber auch Männer, die mit leuchtenden, teils von Tränen feuchten Augen ihre Rührung, ihre Berührtheit, zum Ausdruck bringen. Ein Rauschzustand umfasst das Publikum und die Akteure. Die Redner, vor allem Hitler selbst, steigern sich in extatische Höhepunkte, die offenbar alle Schranken, die der Verstand noch errichten könnte, im Vorhinein sinnlos werden lassen. Der Massenrausch ist es nicht allein, der eine breite Zustimmung zur Herrschaft der Nationalsozialisten wachsen lässt. Das Regime schafft, wie es der Historiker Götz Aly nennt, eine "Wohlfühldiktatur", die dem einfachen "Volksgenossen", dem Arbeiter, das Gefühl vermittelt, am Aufbruch in ein Zeitalter der sozialen Gerechtigkeit und des Massenwohlstandes teil zu haben. Dass es vor allem die Aufrüstung Deutschlands und eine bedenkenlose Schuldenpolitik sind, welche die Grundlagen von Urlaubsregelungen, Seereisen für Arbeiter, Volkswagenerwerb, Pensionsgesetzen und Vollbeschäftigung schaffen, ist dem Zeitgenossen meist unbekannt. Dass Hitler den Krieg plant, wird von der Masse nicht erkannt. Zwischen 1936 und 1938 ist die Zustimmung zum Regime am höchsten. In dieser Phase kommen die Nationalsozialisten mit einem erstaunlich kleinen Unterdrückungsapparat aus. Gehört man nicht zu einer ausgegrenzten Minderheit - wie zum Beispiel die Juden - ist das Leben eines Durchschnittsdeutschen durchaus lebenswert. Zur wirtschaftlichen Erfolgsstory gesellen sich noch die außenpolitischen Erfolge des "Führers", die dem Selbstwertgefühl der Bevölkerung schmeicheln, die Schmach des verlorenen Krieges von 1918 vergessen lassen. Es gibt keine kritische Presse, keinen öffentlich wirksamen Widerstand oppositioneller Parteien, keine politischen Hintergrundkommentare im Fernsehen, keine mahnenden Filme und Rundfunksendungen, keine aufrüttelnden Theaterstücke und keine Literatur, welche die Politik des Regimes fragwürdig erscheinen ließen. Selbstverständlich fehlt auch noch das Internet. Ein Deutscher der 1930er-Jahre tut sich schwer, an ungefilterte politische Informationen zu kommen. Irritationen über die Behandlung der Juden, die Verfolgung von Kommunisten oder die feindselige Politik der Nationalsozialisten gegenüber den Kirchen bleiben Irritationen. Es sind meist elitäre Minderheiten, die schon in den frühen Jahren der Hitlerdiktatur eine Opposition versuchen. Breitenwirksam wird sie nicht. Der Krieg, der Jahrzehnte der jüngsten Geschichte Europas und der Welt prägen wird, ist bewusst erstrebt, sein Ausbruch inszeniert. Es ist der Österreicher Adolf Hitler, der den Traum von einem deutschen Weltreich träumt und die Macht gewonnen hat, diesen Größenwahn in der Realität zu verfolgen. Nach dem Ziel eines deutschen Weltreichs wird die Vorstellung eines germanischen Großreichs entwickelt, da Hitler und seinen Gefolgsleuten klar wird, dass die Zahlenbasis der deutschen Bevölkerung zur Besiedlung des "Lebensraums im Osten" nicht einmal annähernd ausreichen wird. Dem Betrachter der Szenerie drängt sich ein Vergleich mit pubertärer Kraftmeierei auf, die vor allem bei männlichen Jugendlichen durchaus verbreitet ist. Die Faszination, die große Weltreiche erwecken, ist nicht zu leugnen. Krieg - als Katalysator der Gewaltphantasien und als großes, blutiges Abenteuer - übt eine beträchtliche Anziehungskraft auf viele testosterongelenkte Jungmänner aus. Die Begleiterscheinungen, "Blut, Schweiß und Tränen", wie Winston Churchill sie auflistete, werden mit markigen Sprüchen relativiert oder überhaupt aus dem Bewusstsein verbannt. Wie blutig dieser zweite Großkrieg des 20. Jahrhunderts wirklich war, lässt sich nur ungefähr ermitteln - sicher forderte die Blutorgie weit über 50 Millionen Menschenleben. Die Zahl sagt kaum etwas über die persönlichen Katastrophen aus, welche die Menschen trafen. Mitleiden kann der Betrachter erst, wenn er von den Schicksalen der Einzelpersonen hört oder liest. Die Zahl der Opfer, so hoch sie auch ist, bleibt dennoch eine relative. Kriege begleiten offenbar die Menschheit, seit es Menschen gibt. Prozentuell gesehen sind die Verluste dabei häufig horrend und erreichen Völkermordcharakter. Die Jungsteinzeitkulturen Neuguineas zeigen (vor dem Eingreifen der staatlichen Autoritäten) besonders hohe Opferzahlen in den fast ständig geführten Stammeskriegen (Jared Diamond 2012). Prozentuell gesehen übertreffen die Opferzahlen der Kriege vergangener Jahrhunderte deutlich die Verlustzahlen im 20. Jahrhundert, denken wir nur daran, dass zum Beispiel durch den Dreißigjährigen Krieg die Bevölkerung Deutschlands von etwa 21 Millionen 1618 auf ca. 13 Millionen 1648 sank (Veronica Wedgwood 1967). Durchaus zu recht wird der Krieg oft als "schrecklichste Krankheit der Menschheit" bezeichnet, auch wenn in beiden Weltkriegen die prozentualen Verlustziffern die Schreckenszahlen vergangener Jahrhunderte nicht zu erreichen vermochten. Bedauerlich ist freilich, dass das Bewusstsein über die Schrecken von Kriegen offenbar immer wieder dem kollektiven Verdrängen unterliegt. Wie sonst ist es erklärlich, dass dem Zweiten Weltkrieg keine weltweite Friedenperiode folgte, dass etwa 200 Kriege seit 1945 den Weg der Menschheit begleiteten? Wie ist es möglich, dass auch demokratisch organisierte Staatsgebilde (von Großbritannien über Frankreich bis zu den USA) immer wieder Kriege führten und führen? Wie ist es weiters möglich, dass grausame Diktatoren bei Teilen der Bevölkerung in einem verklärten Licht erscheinen, dass Massenmörder wie Hitler, Stalin oder MaoTse-Tung heute erneut eine beachtliche Zahl von Anhängern gewinnen konnten? Ist es vielleicht das mangelnde Wissen um die Schrecken der jüngsten Vergangenheit, das eine derartige Entwicklung begünstigt? Ist das menschliche Verhalten und die fatale Fähigkeit, Kriege zu führen, nicht beeinflussbar und damit unveränderlich? Wir wollen es nicht glauben. Wehret den Anfängen!
Preis: 98 € inkl. MWSt.